Unterschätzte Städte Teil 6: Tiflis
Dienstag, 20. Februar 2018
Findet ihr Paris, Berlin oder Amsterdam mittlerweile auch ein bisschen… gewöhnlich? Seid ihr bereit für ein Abenteuer, Wein aus Coca-Cola Flaschen, großherzige Menschen und eine etwas chaotische Stadt? Wenn das für euch nach Spaß klingt, dann packt euren Survival Rucksack, denn Flug-Verspaetet.de nimmt euch mit nach Tiflis in Georgien – eine der unterschätzen Perlen auf der Landkarte!
Georgiens Hauptstadt, Tiflis, ist alles andere als normal und das Leben läuft dort nicht grade in geordneten Bahnen. Jetzt fragt ihr euch sicherlich, warum ihr diese Stadt überhaupt besuchen solltet. Wir werden euch nicht länger auf die Folter spannen, aber so viel können wir euch schon verraten: sobald du einen Fuß nach Tiflis setzt, werdet ihr euer Herz verlieren. Lest weiter und findet heraus, was Tiflis so einzigartig macht!
Chaotisch & hinreißend: Die warmherzigen Einheimischen
Der Name Tiflis leitet sich aus dem altgeorgischen Wort „tbili“ ab und bedeutet „warm“. Wir können euch versichern, dass der Name Programm ist! Ihr werdet euch nach eurer Ankunft in Georgiens Hauptstadt dank des warmen und herzlichen Empfangs der Einheimischen nicht wie ein Tourist fühlen.
Georgiens Kultur gehört zu den ältesten der Welt, denn vor langer Zeit trafen hier im Kaukasus die unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten aufeinander. Und genau deshalb wirst du hier Praktiken und Bräuche wiederfinden, die sich sehr von der westlichen Welt unterscheiden. Auch wenn es sich wie ein Klischee anhören mag: hier fließen Einflüsse der arabischen, osmanischen, mongolischen und sogar russischen Kultur zusammen!
Und alle haben ihre ganz eigene Spur in dieser einzigartigen Stadt hinterlassen. Um sich wirklich voll und ganz auf das Erlebnis Tiflis einzulassen, empfehlen wir euch, dass ihr euch eine Bleibe übers Couchsurfing organisiert, denn näher werdet ihr dem Alltagsleben der Einheimischen kaum kommen!
Ein Toast auf eure Gesundheit!
Eine von Georgiens Legenden lautet: „Als Gott das Land unter den Menschen aufteilte, feierten die Georgier gerade eine Party, bei der sie sich ordentlich betranken. Folglich kamen sie zu spät zur Vergabe, woraufhin Gott ihnen mitteilte, dass bereits das ganze Land vergeben wurde. Doch sie antworteten ihm, dass sie nur zu spät kamen, weil sie lobpreisend das Glas auf ihn erhoben hatten. Von dieser Antwort angetan, gab Gott ihnen einen Teil des Fleckchen Erde, das er für sich selbst reserviert hatte.“
Auch wenn die Bewohner von Tiflis oft und gerne ein Glas Tschatscha heben (dabei handelt es sich um einen einheimischen Trester-Schnaps), hat Wein fast einen religiösen Charakter. Und falls ihr auch dem Irrglauben erlegen seid, dass Wein ursprünglich aus Frankreich oder Italien kommt, passt jetzt gut auf: denn das stimmt nicht!
In Wahrheit haben archäologische Funde bewiesen, dass es in Georgien eine der ältesten Weinregionen der Welt gibt! Bereits vor 8.000 Jahren produzierten Menschen dort ihren eigenen Wein. So verrückt das klingen mag, es ist doch die Wahrheit und bis heute wird diese Tradition in den Kaukasischen Bergen fortgesetzt - also danket dem Herrn, dass wir bis heute diesen Tropfen genießen können!
Nach diesem kleinen Exkurs in die Vergangenheit dürfte es nicht verwundern, dass gutes Essen und Gastfreundschaft in Tiflis großgeschrieben wird. Dabei gibt es einen alten Brauch: Die Supra, die ein wesentliches Merkmal des gesellschaftlichen Lebens, ja sogar der Identität Georgiens, darstellt. Es ist ein Ereignis, das die geselligen Georgianer zusammenbringt und das man als Festessen bezeichnet kann. Familie und Freunde kehren zu einem häuslich hergerichteten Bankett ein, die Einladung zu einer Supra findet nur durch Mundpropaganda statt. Bestandteil des Festes sind bestimmte Rituale, wie beispielsweise die Wahl des „Tamada“, der fortan der Meister der Zeremonie ist.
Seine Aufgabe ist es, einen Trinkspruch vorzubereiten und zu verkünden, weshalb er eine sehr charismatische Persönlichkeit haben sollte. Es ist üblich, dass nach einer kurzen Rede die Feierlichkeiten beginnen und man essen und trinken darf. Es ist aber zu betonen, dass man ausschließlich mit Vodka und Wein anstoßen darf und niemals mit alkoholfreien Getränken. Ausgenommen hiervon sind lediglich Schwangere und Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen auf Alkohol verzichten müssen. Falls ihr also das Glück haben solltet, eine Einladung zu einer Supra zu ergattern, solltet ihr sie auf jedenfalls wahrnehmen!
Sightseeing in Tiflis
Der wohl beste Ort, um einen Eindruck von der Stadt zu gewinnen, ist die Innenstadt von Tiflis. Dort kann man auch problemlos mehrere Stunden verbringen, denn hier gibt es viele Geschäfte, Cafés und Märkte zu entdecken. Hübsch ist es hier außerdem, denn die bunten Häuser verschmelzen farblich mit dem dahinterliegenden Kaukasischen Gebirge.
Wahrscheinlich werdet ihr von den ganzen neuen Eindrücken überwältigt sein, denn in Tiflis wird es nie langweilig und es gibt immer neues zu entdecken! Besucht ein Café und bestellt etwas von dem eingangs erwähnten Tschatscha, dem offiziellen Likör des Landes. Er wird wie Wein aus Trauben hergestellt und ist perfekt, um das Eis zwischen euch und den Einheimischen zu brechen.
Ebenfalls imposant: die Dreifaltigkeits-Kathedrale. Sie ist unter den Einheimischen als Sameba bekannt und gehört zu den größten Orthodoxen Kathedralen der Welt. Weltweit gesehen belegt sie den stolzen dritten Platz - die beiden größeren Kathedralen befinden sich beide in Russland. Im Hinterkopf sollte man jedoch behalten, dass es sich hier um eine relativ neue Kathedrale handelt – sie wurde erst im Jahre 2004 fertiggestellt! Hier steht also nicht der geschichtliche Hintergrund im Vordergrund, sondern die beindruckende Architektur.
Bild: "თბილისი / Tbilisi" von miss_rubov (CC BY-SA 2.0)
Kennt ihr schon Vera?
Braucht ihr nach dem schönen, aber zugegebenermaßen auch chaotischen Stadtzentrum mal wieder ein bisschen Ruhe? Dann könnte euch Vera gefallen, eines der grünsten Viertel der Stadt, in dem man wunderbar spazieren gehen kann. Hier gibt es viel Natur, die man wunderbar zu Fuß entdecken kann. Es macht Spaß, einfach gemütlich in einem der offenen Cafés zu entspannen und sich den Rest des Tages mit Georgiern zu unterhalten.
Wie bereits erwähnt, sind diese sehr gastfreundlich - also wundert euch nicht, wenn plötzlich ein Fremder, den ihr eben erst kennengelernt habt, eure Rechnung übernimmt. Freut euch einfach und bedankt euch, denn ein ablehnen dieser netten Geste könnte als Beleidigung aufgefasst werden. An dieser Stelle noch einen anderen Tipp: die Netiquette verbietet euch, eure Nase in der Öffentlichkeit zu schnäuzen. Die Georgier könnten dich sonst als sehr unhöflich wahrnehmen.
Bild:"IMG_5094" von Seif Sallam (CC BY 2.0)
Und was kann man sonst noch in Tiflis tun?
Wir sind uns bewusst, dass wir euch bis jetzt noch keine konkreten Sehenswürdigkeiten der Stadt empfohlen haben. Aber das liegt einfach nur daran, das wir selbst so erstaunt darüber waren, wie einfach es ist, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten und einfach eine gute Zeit zu haben. Im Endeffekt kann man wirklich sagen, dass man Tiflis eher erlebt als besucht. Hier geht es viel um das Miteinander und darum, eine schöne, gesellige Zeit zu haben.
Vor lauter feiern sollte man aber nicht die Gelegenheit verpassen, die Seilbahn zum Mtazminda Park zu nehmen. Dieser liegt auf dem gleichnamigen Berg und somit viel höher als der Rest von Tiflis. So habt ihr einen unvergleichlichen Ausblick über die Hauptstadt Georgiens. Dort werdet ihr außerdem auf viele Restaurants und Cafés stoßen, die die Möglichkeit zur Entspannung geben. Ideal um die Küche Tiflis zu erkunden. Oder vergnügt euch auf den Karussells oder fahrt eine Runde mit dem Riesenrad!
Wein, Tschatscha, die Landschaft, das Essen und natürlich die Menschen sind der Grund, warum wir so schnell wie möglich wiederkommen wollen. Tiflis gehört wirklich zu diesen Städten, die du vermisst, sobald du wieder zu Hause bist.
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