Airlines setzen möglicherweise Familien gezielt auseinander
Donnerstag, 29. November 2018
Bei vielen Fluggesellschaften bekommt man mittlerweile automatisiert einen Sitzplatz zugewiesen. Wenn man diesen wechseln möchte, muss man dafür in der Regel eine Gebühr zahlen. Eine neue Studie der britischen Luftfahrtbehörde CAA legt den Schluss nahe, dass einige Fluggesellschaften gezielt zusammen reisende Passagiere auseinandersetzen, um diese zum Zahlen zu bewegen.
Bei der Studie wurden über 4.300 Reisende aus dem Vereinigten Königreich befragt, die in einer Gruppe reisten. Da bei Familien mit (kleinen) Kindern spezielle Sicherheitsbestimmungen gelten, wurden in der Umfrage vor allem Leute befragt, die in einer Gruppe mit Freunden, Kollegen oder ihrem Partner reisten.
Die Chance nicht zusammen zu sitzen, ist bei Ryanair am höchsten
Die Studie zeigte, dass 18 % einen Sitzplatz getrennt von ihren Mitreisenden erhielten, wenn nicht für den Sitzplatzwunsch gezahlt wurde. Besonders auffällig: Bei Ryanair lag die Quote mit 35 % fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt. Der Verdacht liegt nahe, dass Passagiere zur Zahlung der Gebühr bewegt werden sollen, damit sie zusammen mit ihrer Reisegruppe sitzen können. Ryanair weist jede Absicht von sich, und gibt an, dass der Grund dafür immer stärker ausgebuchte Flüge seien. Da die Anzahl der Fälle jedoch erst im Mai letzten Jahres plötzlich anstiegen, kann dahinter ein System vermutet werden.
Weniger häufiger wurden Gruppen bei Flybe und TUIfly (jeweils 12 %) sowie easyJet und British Airways (15 %) getrennt. Auch bei dem Preis für die Sitzplatzwahl gibt es große Unterschiede, in der Regel lag dieser umgerechnet zwischen rund 6 und 35 Euro. Die CAA bemängelte die fehlende Transparenz: Viele Passagiere wüssten bei der Buchung nicht, dass gemeinsame Sitzplätze mit Extrakosten verbunden seien.
Auch Familien werden scheinbar gezielt auseinandergesetzt
In einer zweiten Untersuchung fand die CAA heraus, dass einige Fluglinien zumindest zeitweise einen Algorithmus nutzen, um auch Familien nicht zusammenhängende Plätze zuzuweisen, damit die kostenpflichtige Sitzplatzwahl in Anspruch genommen wird. Die britische Digitalministerin Margo James bezeichnete die Praktik, Reisende mit demselben Nachnamen gezielt auseinanderzusetzen, als „zynisch“ und „ausbeuterisch“.
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Diese und ähnliche Vorgehensweise seien besonders nachteilig für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und Familien mit Kindern unter 12 Jahren, da diese sich so gezwungen fühlen, die Zusatzgebühr zahlen zu müssen. So würden zwischen rund 85 bis 200 Millionen Euro jährlich von den Passagieren bezahlt, um sicherzugehen, dass sie im Flugzeug nicht getrennt werden, obwohl dies normalerweise ohnehin nicht geschehen dürfte.
In den USA, in denen die Passagierrechte in vielen Punkten nicht so einheitlich sind wie in der EU, wurde 2016 eine Richtlinie erlassen, die sicherstellen soll, dass Kinder unter 13 Jahren neben ihre Eltern sitzen sollen. Bisher wurde allerdings noch kein Gesetz verabschiedet, welches dies verpflichtend macht.
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